Lajos Fischer: Über Gugelhupf, Freiheit und den unbändigen Willen, etwas zu bewegen

"Hand auf's Herz, Herr Fischer", so heißt das Motto an jenem Abend im Peterhof, an dem die gespannten Gäste auf Einladung der Grünen Gelegenheit haben, "den Menschen hinter dem OB-Kandidaten" kennenzulernen.

04.03.20 –

"Hand auf's Herz, Herr Fischer", so heißt das Motto an jenem Abend im Peterhof, an dem die gespannten Gäste auf Einladung der Grünen Gelegenheit haben, "den Menschen hinter dem OB-Kandidaten" kennenzulernen.

"Meine Kindheit in Ungarn hat mich stark geprägt", so Lajos Fischer, im Gespräch mit Kathrin Dorsch ("Frau Kathrin"), die dem sympathischen Fischer so manch kleine Geschichte zum Schmunzeln entlockt.

Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, habe er schon sehr früh ein feines Gespür für die Sorgen und Nöte der Menschen entwickelt, sagt er. Sein Vater, ein strenger Patriarch, die Mutter liebevolle Bezugsperson, von der er seine Liebe zur Literatur entdeckt. Da das Geld für Bücher zu Hause fehlt, verbringt der junge Fischer viel Zeit in der Bibliothek. Ihm wird schnell klar, dass Bildung der Ausweg aus Armut und Enge ist. Mit 15 liest er "Der Fremde" von Camus und andere Werke der Existentialisten. "Freiheit" und "Selbstbestimmung" eines jeden Menschen sind die zentralen Themen, die Fischer schon früh beschäftigen.

Ein besonderes Schlüsselerlebnis seiner Jugend ist für ihn seine erste Auslandsfahrt mit dem dörflichen Fußballclub ins nahe gelegene Österreich. Dort gibt es Gugelhupf soviel das Herz begehrt - bis dahin unvorstellbar für den jungen Ungarn. "Und so ist der Gugelhupf für mich seitdem ein Symbol der Freiheit", lacht Fischer in die muntere Runde.

Nach dem Abitur studiert Fischer Deutsch und Geschichte, leitet Seminare und wird an der Uni schnell politisch aktiv. "Wenn man Ziele hat und sich dafür einsetzt, kann man was bewegen", sagt er aus Überzeugung. Im Disput laut werden, mag er nicht, mit guten Argumenten könne man viel mehr erreichen, ist sich Fischer sicher.

Von Anfang an habe er in Ungarn Reformen unterstützt. Während der Wendezeit organisiert Fischer in seiner Geburtsstadt eine Demo mit über 2000 Menschen für kommunalpolitische Forderungen mit großem Erfolg und unter riskanten Umständen - die Demo wird beobachtet von einsatzbereiten russischen Truppen.

Es ist Fischers erster Besuch in Soprons Partnerstadt Kempten, als er seine spätere Frau Johanna trifft und sich verliebt. Grinsend witzelt Fischer: "Ich habe den Begriff 'Partnerstadt' halt sehr genau genommen" und das Publikum ist sichtbar amüsiert.

Anfangs fährt der junge Fischer in Kempten für die Bäckerei Wipper Brot aus, bis er für 3 Jahre bei der Sprachenschule Lingua Viva als Deutschlehrer anheuert. Dann arbeitet er 10 Jahre begeistert in der offenen Jugendarbeit. Überhaus erfolgreich baut er in Lindenberg ein Jugendzentrum auf und lernt "wirklich alle Jugendszenen zu diesem Zeitpunkt kennen". Fischer gelingt es auch in den darauffolgenden Jahren bei seiner Jugend-, Theater- und Streetworkarbeit in Neugablonz und als Deutsch- und Vertrauenslehrer in Immenstadt sich mit viel Empathie das Vertrauen der Jugendlichen zu erarbeiten. Er versucht stets, "hinter die Fassade der Jugendlichen zu blicken, um deren wirkliche Lebenstalente aufblühen zu lassen".

Heute ist er mit viel Freude und Engagement Geschäftsführer des Haus International und als aktiver Vertreter des Kemptener Integrationsbeirats wurde er in den Vorstand der AGABY und zum Vorsitzenden des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats gewählt, wo er innerhalb von zwei Jahren zukunftsfähige Strukturen geschaffen hat, deren Expertise vom Bundestag und Bundesregierung hochgeschätzt wird.

Mitte März werden es genau 30 Jahre, dass Fischer in Kempten lebt. Er sagt von sich selbst: "Kempten ist mein Zuhause". Auf Dorschs Frage, in welcher Sprache er träume, antwortet Fischer "meistens deutsch", doch zählen würde er auf Ungarisch. Überhaupt könne er mit Zahlen gut umgehen, in Mathe zählte er immer zu den Besten und logisches Denken liege ihm.

Auf die Frage, ob ihm denn auch mal der Geduldsfaden reiße, antwortet er, das sei eigentlich am ehesten der Fall bei Ungerechtigkeiten gegenüber anderen Menschen, besonders dann, wenn sie mit der Menschenwürde unvereinbar seien.

Im Laufe des Abends entlockt die geschickte Moderatorin dem grünen OB-Kandidaten noch so manch' persönliches Detail. "Ich muss etwas bewegen, wozu lebt man denn?" betont der umtriebige Fischer. "Wenn etwas anfängt, zur Routine zu werden, sollte man es verändern".
Seiner Meinung nach laufe "in Kempten ja noch so viel mit angezogener Handbremse", wo Handeln dringend nötig sei. In der "Metropole des Allgäus" gebe es durchaus noch ländliche, idyllische Strukturen, die es zu bewahren gelte, aber in der Gesamtheit müsse sich Kempten als Hochschulstadt und mit seinen zahlreichen international erfolgreichen Betrieben, mit seinem hohen Migrationsanteil und seinem stark wachsenden Autoverkehr mit den politischen Entscheidungsprozessen einer urbanen Stadt auseinandersetzen. "Wir müssen jetzt handeln, sonst büßen künftige Generationen für unsere heutigen Versäumnisse" sagt Fischer entschlossen. Dazu gehören Klimaschutz, Verkehrswende, Verkehrsberuhigung und Begrünung der Innenstadt mit gleichzeitigem transparentem und preiswertem Ausbau des ÖPNV, Mietpreisspiegel und bezahlbarer Wohnraum oder alternative Wohnformen.

Wie sehr der ambitionierte Fischer glaube, dass er in Kempten etwas durchsetzen könne, möchte ein Gast am Ende des Abends wissen: "Mittels Ausdauer, Fachwissen und der Fähigkeit, Netzwerke über die eigenen Grenzen hinaus zu schmieden, will ich weiterhin Reformen gestalten - weil wir hier leben" lautet seine überzeugende Antwort und erntet dabei großen Applaus. (Nadja Braun)

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