Verkehrsexperte Heiner Monheim zu Gast in Kempten: Renaissance von Bäumen und Ausbau des ÖPNV schafft Lebensqualität

19.01.20 –

Mucksmäuschenstill ist es am Mittwoch Abend, den 15.1.2020, als im voll besetzten St. Lorenzsaal rund 200 Gäste den spannenden Antworten des renommierten Stadt- und Verkehrsplaners Prof. Heiner Monheim lauschen, auf Fragen wie z. B.:

  • Wie schaffen wir eine echte und sinnvolle Verkehrswende?
  • Wie wird aus Kempten eine fahrrad- und fußgängerfreundliche Stadt?
  • Und wie gestalten wir einen ÖPNV, der eine echte Alternative zum Auto ist?

Zuvor hatte sich Heiner Monheim u.a. mit Gesine Weiß und Angela Isop per Rad ein Bild über die Verkehrssituation und -wege in Kempten gemacht.

Eindeutig fällt dann auch seine Analyse aus: "Die Stadt gibt dem Autoverkehr viel zu viel Fläche. Raum, den es gar nicht braucht!" Sein klarer Appell an die Stadtpolitiker: "Pflanzen Sie einen Baum anstelle jedes 3. Parkplatzes. Das ist gut für das Klima und schafft mehr Platz für kulturelles Leben und Gastronomie." Statt Individualverkehr soll Kempten z. B. Quartiers- und Kleinbusse einsetzen, die eng getaktet alle Stadtteile mit der Innenstadt verbinden. Denn: "Die Hälfte aller Mobilität ist Nahmobilität und kürzer als 5 km", so Monheim. Und das bedeute auch, eine eng getaktete Ringlinie wäre in Kempten auf jeden Fall sinnvoll.

Doch eine Verkehrswende, die gelingen soll, braucht auch Personal. Sowohl in der Planungsbehörde als auch z. B. für Schulungen der Busfahrer, aber auch für unverzichtbare Informations- und Aufklärungsarbeit in den Unternehmen, dem sogenannten "betrieblichen Mobilitätsmanagement", so Monheim.

Genauso wie innovative Ideen: Wieso nicht eine kostenfreie "Brötchentaste" (kostenloses Kurzzeitticket) in Bus und Bahn einführen oder bei Bedarf Regenschirme in Bussen für die Reisenden beim Ausstieg bereitstellen? "Die Verkehrswende ist ein stückweit auch Psychologie", ist sich der Verkehrsexperte sicher.

"Natürlich brauchen Sie auch ein System von Fahrradstrassen in Ihrer Stadt. Alle Schulen sollten Fahrradstraßen haben", rät Monheim weiter. Dazu gehört, alle Straßen der Stadt einer Analyse zu unterziehen nach der Vorgabe: Wo müssen wir demarkieren und umschichten, wo Schilder auswechseln, und wo sind Fahrradwege  nötig? Mittel zum Zweck seien dementsprechend z. B. das Anlegen von "Gehwegnasen" und das Anpflanzen von Bäumen, dies allein mache an jeder Kreuzung zusätzlich 8 Bäume aus.

Argumenten, wie z.B. der Ausbau des ÖPNV und der Fahrrad- und Fußgängerwege sei zu teuer für die Kommune, nimmt der erfahrene Verkehrsplaner sehr schnell den Wind aus den Segeln: "Wir brauchen Verkehrskostentransparenz, denn die Stadt nehme so gut wie kein Geld vom Autoverkehr ein, dieser rechnet sich nicht, sondern kostet nur." Monheim geht sogar noch weiter und fordert: "Wie brauchen endlich einen Deutschlandtarif, der den öffentlichen Verkehr und Umsteigebewegungen in der Fläche regelt."

Die Idee einer Seilbahn für Kempten hält Monheim zwar durchaus überlegenswert. Dafür müsse man aber ganz Kempten genau unter die Lupe nehmen und sehr detailliert analysieren, wo eine Seilbahn in den offenen Raum passen könnte. Im Anschluss erfordere dies dann eine sehr genaue Machbarkeitsstudie. Auf die gegenwärtigen Konzepte hingegen blickt der Experte letzlich eher skeptisch.

In der anschließenden Diskussion sind sich Redner und Publikum einig: Die Lösungen für eine umwelt- und klimafreundliche, bezahlbare, intelligente, vernetzte und emissionsarme Mobilität liegen auf dem Tisch. "Höchste Zeit, sie endlich umzusetzen, höchste Zeit, Kempten zu beGRÜNen", so Vorstandssprecherin Nadja Braun. Sie zitiert an diesem gelungenen Abend den deutschen Politiker Erhard Eppler mit den Worten: "Die Lebensqualität steigt dort, wo die Beine etwas mehr und die Ellenbogen etwas weniger gebraucht werden." Das wünschen für uns auch für Kempten. Weil wir hier leben

(Nadja Braun)

Zum Präsentation des Vortrags von Prof. Monheim...

Zum Bericht von TV Allgäu... (ab Minute 1:15)

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