Klischee "Männerberuf" längst überholt - Rahmenbedingungen weiter verbessern

16.03.23 –

Frauen in handwerklichen und technischen Berufen, geht das? Was ist dran am Klischee des klassischen Männerberufs? Und was sollte die Politik leisten, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren?

Anlässlich des internationalen Frauentags wollen die grünen Direktkandidaten Thomas Gehring, Landtagsvizepräsident und Markus Reichart, Bürgermeister von Heimenkirch, von beeindruckenden Frauen in Männerberufen wissen, wie sie ihren Berufsalltag bewältigen.

Das energiegeladene Lachen von Lena Müller, Kaminkehrerin in Immenstadt, wirkt ansteckend. „Der Dreck in meinem Beruf schreckt viele junge Frauen ab, dabei ist dieser Beruf so vielseitig und wird immer technischer."  Ihre Mutter habe sie in den Beruf gebracht, bereut habe sie es nie. Ihre Kompetenzen werden nie in Frage gestellt, selten falle ein blöder Spruch. Ob sie als Frau besondere Eigenschaften mitbringe, fragt Gehring. „Frauen sind vielleicht feinfühliger, das hilft bei manchen Kunden," zwinkert Müller. Weil der Alltag doch recht „körperlich" sei, qualifiziert sich Müller derzeit als Meisterin weiter. Ob sie danach einen Kehrbezirk übernehmen möchte, weiß sie noch nicht. Auch da gibt es mittlerweile einige Frauen.

Lehmbauerin Veronika Gauss in Argenbühl begrüßt die Gäste in ihrem Showroom für Naturbaustoffe, umringt von 3 kleinen Kindern. Als Selbständige habe sie die Möglichkeit, Arbeit und Kindererziehung besser zu vereinbaren. „In welchem Job hat man sonst die Chance, seine Kinder mit zur Arbeit zu bringen?“, sagt Gauss. Ihre Eltern unterstützten ihren Berufswunsch, so dass für sie der Einstieg nicht schwer war. Sorgen mache ihr der Verdienstausfall durch die Erziehungszeit, schließlich seien es doch die Familien, welche die Rente für morgen absichern. „Wir leisten wertvolle Arbeit für die Gesellschaft, doch honoriert wird es fast nicht“, so Gauss. Markus Reichart spannt den Bogen zum Thema Kinderbetreuung durch die Kommunen. "Die Bereitstellung von Kita-Plätzen kostet sehr viel Geld. Wir müssen darüber nachdenken, wie wir das den Familien, die vieles selbst leisten, zurückgeben können", so Reichart.

Christiana Schuhmann betreibt zusammen mit ihrem Mann einen Getränkehandel in Lindau und musste wegen der Krankheit eines ihrer 4 Kinder das Studium abbrechen. „Kein Arbeitgeber würde mich in dieser Familiensituation fest anstellen. Weil meist wir Mütter die Kindertermine übernehmen, ist es für uns oft schwierig, pünktlich an der Arbeitsstelle zu sein." 

Mehr Flexibilität in den Kinderbetreuungszeiten, Einbindung von fitten Senior*innen und viele andere kreative Ansätze seien nach Ansicht der Grünen nötig. "Der eklatante Fachkräftemangel macht konsequente Verbesserungen der Rahmenbedingungen umso wichtiger", so Reichart. "Immer noch ist ohne familiäre Unterstützung die Vereinbarkeit von Job und Familie fast nicht machbar." 

Sarah Weissenberger, Software-Entwicklerin, sieht sich nicht in einem „Männerberuf“. „Hier haben alle dieselbe Voraussetzung, man braucht ja keine physische Kraft“. Dass Männer was technisches machen und Frauen was soziales, sei inzwischen überholt. "Trotzdem wünsche Ich mir, dass viel mehr Praktika in den Schulalltag integriert werden. Nur so kann man sich als Mädchen ausprobieren." Einige Firmen haben die Zeichen der Zeit erkannt, fördern Frauen explizit und unterstützen Berufseinsteigerinnen mit Förderprogrammen. Das zeige Wirkung. Wie aber den technischen Anschluss in einer Babypause nicht verlieren, fragt sich Weissenberger ganz konkret. Die Coronazeit habe ihrer Meinung nach allerdings viel verändert. „Früher haben die Kollegen nur von ihren Familien erzählt, jetzt kommt es vor, dass ein Kollege ein Meeting eher verlässt, weil er noch die Tochter von der Kita abholen muss.“

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