BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN

Kreisverband Kempten

Verkehrsverbund

Beitritt der Stadt Kempten zum Münchner Verkehrsverbund (MVV)

04.07.25 – von Thomas Hartmann –

 

Antrag von Stadtrat Thomas Hartmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN / Fraktionsvorsitzender) vom 01.07.2025:


"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Kiechle,

nachdem die strategischen Planungen zur Bildung eines Verkehrsverbundes mit den Landkreisen Ober- und Ostallgäu sowie der Stadt Kaufbeuren nicht zum Ziel geführt haben und der LK Ostallgäu ein Verfahren zum Beitritt beim MVV eingeleitet hat, muss sich die Stadt Kempten folgerichtig auch auf diesen Pfad begeben.

Wir stellen daher folgenden Antrag:

1. Die Stadtverwaltung wird beauftragt, eine Grundlagenstudie zur möglichen Integration der Stadt Kempten in den Münchner Verkehrsverbund (MVV) zu erstellen bzw. in Auftrag zu geben. Diese soll insbesondere die verkehrlichen, finanziellen und organisatorischen Auswirkungen eines MVV-Beitritts untersuchen. Bis zum 31.7.25 können noch Fördergelder dazu übertragt werden.

2. Parallel dazu soll die Verwaltung Gespräche mit dem MVV und den zuständigen Stellen des Freistaats Bayern aufnehmen, um die grundsätzlichen Voraussetzungen und den zeitlichen Rahmen für einen baldmöglichen Beitritt zu klären. Konkrete Beitrittsverhandlungen mit dem MVV sollen mit dem Ziel eines beschleunigten Beitritts zum 1. Januar 2027 eingeleitet werden.

3. Die Ergebnisse der Grundlagenstudie sowie der Gespräche sollen in den zuständigen Gremien KVB, den Ausschüssen Mobilität und Verkehr und HFA behandelt und im Stadtrat bis März 2026 vorgelegt werden.

Begründung:

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist die zentrale Voraussetzung für die Sicherstellung der Mobilität der Bevölkerung als Daseinsvorsorge, die Mobilitätswende und das Erreichen unserer Klimaschutzziele im Verkehrssektor. Ein gut funktionierender, attraktiver ÖPNV stellt zudem einen wichtigen Standortfaktor für die Stadt Kempten dar.
Für die städtische Bevölkerung, die regionale Wirtschaft und als wichtiger Tourismusfaktor. Einfache, durchgehende Tarife sowie eine klare und benutzerfreundliche Kommunikation (z. B. über Website, Design, Fahrplanauskunft) sind – neben dem Angebotsausbau mit Mobil 365 –entscheidende Hebel, um mehr Menschen vom ÖPNV zu überzeugen. Diese Voraussetzungen sind aktuell noch nicht erfüllt. So ist es nach wie vor nicht möglich, ein durchgehendes Ticket von der Kemptener Innenstadt bis nach Oberstdorf zu buchen. Die Stadt Kempten gehört immer noch zu den wenigen verbundfreien Räumen in Deutschland. Die Gründung eines eigenen Verkehrsverbunds oder der Beitritt zu einem bestehenden ist daher unausweichlich. Die bisherigen Bemühungen zur Gründung eines eigenständigen Allgäuer Verkehrsverbund müssen nach dem beschlossenen Beitrittsantrag des Kreistags Ostallgäu zum MVV als gescheitert angesehen werden. Die Stadt Kempten muss jetzt ebenso wie der Landkreis Oberallgäu alternative Optionen prüfen und entsprechende Vorbereitungen treffen. Im Umfeld der Stadt Kempten bestehen innerhalb Deutschland aktuell drei Verkehrsverbünde:

1. Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV)
2. Bodensee-Oberschwaben Verkehrsverbund (bodo)
3. Verkehrsverbund Mittelschwaben (VVM)

Da sich die überregionale Mobilitätsnachfrage in Kempten eher auf Ziele wie Augsburg und München richtet und nicht auf Mindelheim oder Krumbach, bietet der VVM keinen ausreichenden Mehrwert für die Fahrgäste in Kempten. Zudem sprechen organisatorische und qualitative Gründe gegen eine Annäherung an den VVM. Somit verbleiben der bodo-Verbund und der MVV als realistische und sinnvolle Optionen. Beide sind gut organisiert – jedoch sprechen drei zentrale Gründe für einen Beitritt zum MVV:

1. Entwicklungsperspektive und Aufwärtskompatibilität:
Aktuell wird die Zusammenlegung des Augsburger Verkehrsverbunds mit dem Münchner Verkehrsverbund geprüft. Die Anzeichen sprechen für einen Zusammenschluss, durch den große Teile der Metropolregion München, deren Umland sowie wichtige Regionen Schwabens in einem gemeinsamen Verbund organisiert würden. Dieser Zusammenschluss wäre zudem aufwärtskompatibel mit dem langfristigen Ziel des Freistaats Bayern, einen landesweiten Verkehrsverbund zu etablieren. Ziel dieses Antrags ist es daher, frühzeitig eine tragfähige Alternative zu einem eigenen regionalen Verbund zu entwickeln.
Ein Beitritt zum bodo-Verbund würde die Stadt Kempten in eine Sondersituation bringen. Um eine organisatorisch und operativ effektive Verbundlösung zu erreichen, ist ein gemeinsamer Anschluss an den MVV die sinnvollste Variante. Aus all diesen Gründen stellt der Beitritt zum Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) unter den gegebenen Voraussetzungen die nachhaltigste und zukunftsfähigste Lösung für die Stadt Kempten dar.

2. Kompetenzen:
Die Förder- und Finanzierungsmodelle in Bayern und Baden-Württemberg unterscheiden sich stark. Ein Beitritt zum MVV ermöglicht es, die Strukturen und Kompetenzen des Münchner Verkehrsverbunds zu nutzen und unsere Interessen innerhalb Bayerns möglichst wirksam zu vertreten. Gleichzeitig stärken wir dadurch die strategische Ausrichtung zur Landeshauptstadt. Gerade im Bereich der bislang unzureichenden Bahnanbindung sehen wir im MVV einen langfristig starken und verlässlichen Partner. Auch die fachliche Expertise innerhalb des MVV ist in Bayern führend.
Ein Beispiel: In der MVV-App ist die vollständige Integration von On-Demand-Verkehren möglich – ein Thema von wachsender Bedeutung. Statt auf fünf unterschiedliche Apps angewiesen zu sein, reicht künftig eine einzige App – aus Thingers bis zum Flughafen München.

3. Der wichtigste Faktor ist der Nutzen für die Fahrgäste: Der aktuell noch geplante Ausbau der B12 wird wahrscheinlich aus Kosten- und Bedarfsgründen niemals vollendet werden. Eine nutzerfreundliche und bestmöglich effektive Personenverkehrsanbindung an den Großraum München wird somit umso bedeutender. Im Mittelpunkt muss dabei die Qualität und die Quantität der Bahnanbindungen stehen. Darüber hinaus würde eine Integration der Stadt Kempten in den MVV weitere wichtige Voraussetzungen schaffen:
So würde Kempten auf allen Karten und Fahrplänen des MVV als mit Bus und Bahn erreichbares Ziel dargestellt. Gerade für Tagesgäste ist diese Sichtbarkeit entscheidend, um die Erreichbarkeit der Region mit öffentlichen Verkehrsmitteln deutlich zu machen. Ein Beitritt zum MVV würde durchgehende und benutzerfreundliche Tarife ermöglichen. Weder aus dem Gebiet des bodo-Verbunds noch in nennenswerter Weise aus Richtung des VVM lassen sich derzeit relevante Verkehrsströme vom Auto auf den ÖPNV verlagern.
Im zukünftigen, erweiterten MVV hingegen bestehen mit dem Schienenpersonennahverkehr (SPNV) gute Anbindungen aus den Ballungsräumen Augsburg und München. Ein Fahrgast könnte dann mit einem durchgehenden Ticket, beispielsweise vom Münchner Marienplatz bis in jeden Stadtteil Kemptens, reisen.

Diese drei ausgewählten Gründe stehen exemplarisch für die Gründe, warum ein Betritt zum MVV nunmehr forciert werden sollte. Der Münchner Verkehrsverbund (MVV) hat in den vergangenen Jahren stark expandiert. Nach den erfolgreichen Beitritten der Landkreise Landsberg am Lech und Weilheim-Schongau zum 1. Januar 2025 sowie des Landkreises Garmisch- Partenkirchen zum 1. Januar 2026 hat der MVV seine Kompetenz bei der Integration neuer Verbundpartner unter Beweis gestellt. Auch der Landkreis Mühldorf a. Inn hat nach einem mehrjährigen Entscheidungsprozess und einer Grundlagenstudie den Beitritt zum MVV beschlossen.

Die Vorteile eines MVV-Beitritts liegen auf der Hand:
Einheitliches, transparentes Tarifsystem, verbesserte überregionale Verbindungen, attraktivere Angebote für Pendler:innen und Tourist:innen, Zugang zu bewährten Strukturen und Expertise des MVV, mögliche Fördermittel des Freistaats Bayern für die Verbunderweiterung. Mit einem großen Verbund in Südbayern entsteht ein einflussreicher Player als Schwergewicht für die Verhandlungen mit der Bahn.


Finanzierungsvorschlag:
geplante Mittel zur Realisierung Verbundstudie

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