"Der Wind kann sich wieder drehen"

Lisa Badum, MdB, über globale Klimapolitik und warum es sich lohnt, weiter zu machen

29.09.24 – von Nadja Braun –

"Können wir die Welt allein retten" fragt Lisa Badum, MdB, an jenem September-Abend die vielen Gäste, die der Einladung der Kemptener Grünen nach Wildpoldsried ins Café Kultiviert gefolgt sind. Dies mit 'Nein' beantworten zu wollen, werde der immensen Bedeutung der Klimapolitik nicht gerecht. Deutschland habe zwar nur ca. 2% Anteil am globalen CO2-Ausstoß, dennoch habe unsere Klimapolitik als bedeutende Wirtschaftsnation durchaus Signalwirkung. Es gehe auch um weltweite Gerechtigkeit, sagt Badum, die klimapolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag und Vorsitzende im Unterausschuss für internationale Klima- und Energiepolitik ist. In Afrika werde bereits jetzt ca. 3,5% des BIP durch Extremwetter einfach weggeschwemmt. Während der globale Süden Geld brauche, stehe China mittlerweile an der Weltspitze in Sachen C02-Ausstoß. 

2015 auf der Pariser Klimakonferenz haben fast alle Länder vereinbart, sich gegenseitig zu unterstützen, mit dem Ziel, die Erderwärmung auf 1,5° C zu begrenzen. Globale Klimapolitik fängt im Kleinen an.

Bei der Klimakonferenz 2023 in Dubai wurde der Ausstieg aus fossilen Energien so klar wie noch nie beschlossen. Bis 2030 solle der Ausbau der erneuerbaren Energien verdreifacht und die Energieeffizienz verdoppelt werden. Zukünftig sollen alle finanzstarken Staaten mit Emissionen in den Klimafonds einzahlen, das sei neu.

Tatsächlich sei der Tipping Point der Erderwärmung um 1,5° C weltweit bereits erreicht, Tendenz steigend. "Wollen wir das mit allen harten Konsequenzen akzeptieren?", fragt Badum, "oder wollen und müssen wir nicht alles tun, um die Energiewende zu schaffen und die Erderwärmung zu bekämpfen?"  

Kritisch hinterfragt Badum, dass die Politik seit der Energiekrise noch mehr auf Gas setze und den Ausbau der LNG-Terminals forciere. Die USA und Europa seien dabei, vielfache Überkapazitäten zu schaffen. Völlig unterschätzt sei die Klimaschädlichkeit von Methan, weiß die fachkundige Referentin. Die Leckage-Rate von Methan durch Fracking liege bei 3%. "Methan ist 80% schlimmer als CO2", warnt Badum.  

Dass die Klimapolitik auch wieder mehr Rückenwind bekommen kann, zeige die gegenwärtige Entwicklung. In den USA gebe es derzeit ein Moratorium gegen LNG-Terminals. Das Thema spiele auch im amerikanischen Wahlkampf eine Rolle. Denn dort werde Frackinggas immer noch gern als "grünes Gas" gesehen und viele ärmere Regionen haben dort wenig oder gar keine Umweltgesetze. Auch bei uns formiere sich, wie z.B. auf Rügen,  Widerstand.

Für eine echte Energiewende müssen wir wegkommen vom Gas, ist sich Badum sicher und legt den Focus auf die deutsche Bundespolitik. "Das  Gebäudeenergiegesetz hatte zum Ziel, Energie zu sparen. Wir wollen mehr Möglichkeiten schaffen, die Leute befreien, nicht einengen." In Bayern heize man drei Viertel der Gebäude immer noch mit fossilen Rohstoffen. Die Energiewende könne nur mit ambitionierten Ausbauzielen der erneuerbaren Energiequellen gelingen.

In der jetzigen Legislaturperiode haben wir es geschafft, die Solarenergie massiv auszubauen. "Wir brauchen eine eine höhere Vergütung, Agri-Photovoltaik-Konzepte, und wollen auch Gewerbeflächen für Solarenergie immer attraktiver machen", sagt die grüne Politikerin. Die Energiewende funktioniere. Bei der Windenergie sind die Anlaufzeiten länger, im Durchschnitt 6 Jahre bis zur Inbetriebnahme, mit positiver Tendenz. "Unter Berücksichtigung sogenannter FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat-Gebiete) setzen wir auf Planungssicherheit, gute Rahmenbedingungen und Beteiligung, statt Technologie von gestern", so Badum und bleibt vorsichtig optimistisch: "Die Zeiten sind nicht einfach. Wir bleiben dran. Der Wind kann sich wieder drehen."

Im Anschluss gab es Gelegenheit zu einer Bierverkostung vom Brauwerk Allgäu. Badum ist auch Vorsitzende des Parlamentkreises Braukultur im deutschen Bundestag. Die zunehmende Trockenheit macht auch den Brauern zu schaffen. Auch darum lohnt es sich, Klimapolitik vehement fortzuführen.

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